Design Sprints – Deine Abkürzung zum Prototyp
Egal ob du ein neues Produkt entwickeln willst, eine App, eine Website oder dich in der Gründungs- oder Innovationsphase deines Unternehmens befindest. Der Weg von der neuen Idee bis zum getesteten Prototyp kann viele Monate in Anspruch nehmen und schützt dich nicht vor Rückschlägen. Mit Design Sprints verabschiedest du dich von diesem Langstreckenlauf und schaffst fast den gesamten Prozess der Produktentwicklung in nur fünf Tagen. Wie das geht, erfährst du im Artikel.
Wir haben es im Beitrag zur Digitalen Transformation schon angesprochen: Damit sich dein Unternehmen nicht vom Markt drängen lässt, sind schlanke Strukturen und schnelle Entscheidungswege wichtig. Auch neue Entwicklungen sollten möglichst schnell belastbare Ergebnisse erzielen. Die Stichworte dazu sind Lean Startup und Design Thinking.
Beim Design Sprint handelt es sich um eine spezielle Vorgehensweise, um Problemstellungen in kurzer Zeit zu lösen, die eine hohe Geschwindigkeit mit Elementen des Design Thinkings kombiniert. In der Praxis gibt es viele verschiedene Herangehensweisen und individuelle Anpassungen des Prozesses. Entstanden ist der Design Sprint aus den Erkenntnissen von Jake Knapp, einem der Design Partner von Google Ventures. Jake Knapp stellte fest, dass trotz immensem Zeit- und Ressourcenaufwand am Ende einer monatelangen Entwicklungszeit nicht unbedingt bessere Ergebnisse entstanden, als ein kleines fokussiertes Team nach fünf Tagen erreichen konnte.
Wie funktioniert der Design Sprint?
Ausgangspunkt des Design Sprints ist ein kleines Team von etwa sieben Personen. Dieses Team sollte möglichst heterogen und interdisziplinär aufgestellt sein. Diese Positionen im Team sollten besetzt werden:
- Ein Anwender
Was auch immer die Problemstellung ist, diese Person muss oder sollte am Ende mit der Lösung arbeiten oder sie verwenden. - Ein Verantwortlicher
Der Design Sprint schafft viel, aber am Ende ist immer noch etwas zu tun und zu verbessern. Damit die weitere Arbeit problemlos funktioniert, sollte eine Person im Team sein, die auch nach dem Design Sprint am Projekt weiterarbeitet. - Ein Experte
Experten sind wichtig. Sie müssen nicht unbedingt zum Kernteam gehören, sollten aber am ersten Tag anwesend sein, um ihr Wissen weiter geben zu können. - Der Zweifler
Habt ihr jemandem im Team, der Bedenken gegenüber dem Projekt hat, könnt ihr innovative Lösungen finden, die bereits einige Stolpersteine umgehen. - Der Macher
Jemandem im Team zu haben, der anpackt und die Sache in die Hand nimmt ist gut, um im Zeitplan zu bleiben und am Ende einen fertigen Prototypen testen zu können. - Der Entscheider
Die Rolle des Entscheiders ist besonders wichtig. Er kann Teil des Teams sein oder eine zusätzliche Person. Der Entscheider kann für die ganzen fünf Tage bestimmt werden oder nur für einzelne Teilprozesse. Sein Job ist es, am Ende jedes Schrittes eine Entscheidung zu fällen, wie es weiter geht. So werden Konzilsdiskussionen innerhalb des Teams vermieden. Solche Diskussionen können dem Team die Kraft rauben und zu schlechteren Ergebnissen führen.
Steht das Team, braucht es noch einen großen Raum, mehrere Whiteboards, Haftnotizen, Stifte und alles, was sonst noch nützlich sein könnte. Natürlich müssen alle Teammitglieder für die fünf Tage von allen anderen Aufgaben entbunden werden, um sich voll und ganz auf die vor ihnen liegende Problemstellung fokussieren zu können.
Letzter Faktor des Design Sprints ist der enge Zeitplan. An jedem Tag müssen bestimmte Ziele erreicht werden, um am letzten Tag tatsächlich einen Prototypen testen zu können. Diese Deadlines sind notwendig, um zu guten und durchdachten Ergebnissen zu kommen. Ohne feste Termine neigen wir alle dazu, die Dinge vor uns herzuschieben und sie dann erst im allerletzten Moment zu erledigen.
Der Design Sprint Ablauf
Alle Grundbausteine des Design Sprints sind zusammen: ein Team, die Arbeitsmaterialien und ausreichend Zeit. Dann kann es losgehen.
Tag 1: Unpack oder Verstehen
Am ersten Tag geht es darum die Problemstellung und alle umliegenden Faktoren zu verstehen. Hierfür wird das individuelle Wissen aller Teilnehmer zur Problemstellung offengelegt und es werden Experten angehört. Am Ende des Tages sollte jeder genau verstanden haben worum es geht. Neben den Experteninterviews sollte das Ziel des Design Sprints definiert und der Status Quo beschrieben werden.
Tag 2: Sketch oder das Finden von Lösungsansätzen
Der zweite Tag kann zur Einstimmung mit Kurzpräsentationen begonnen werden, in denen jeder Teilnehmer ein Lösungsbeispiel aus einer anderen Branche vorstellt. So eingestimmt wird nun einzeln an Lösungsansätzen gearbeitet.
Entscheidend ist hierbei, dass es kein Brainstorming in der großen Gruppe gibt. Die besten Ideen entstehen meist außerhalb der Gruppe, wenn sich eine Person intensiv und mit seiner individuellen Herangehensweise mit dem Problem auseinandersetzt. Denn beim Brainstorming werden viele verrückte, unkonventionelle oder futuristische Ideen schnell verworfen und in der Gruppe zerredet. Dazu kommt der Drang, eine gemeinsame Lösung zu finden, durch den Kompromisse gemacht werden, die den kreativen Kern eines Lösungsansatzes zerstören können. Am Ende von Tag zwei stehen mindestens sieben verschiedene Ideen, eine von jedem Teilnehmer.
Tag 3: Decide oder die Wahl eines Lösungsansatzes
Die Ideen vom Vortag werden bewertet und wenn möglich werden die vielversprechendsten Ideen zu einer Gesamtidee vereint. Zur Entscheidung welche Ideen lohnenswert sind eignen sich kleine Pins oder Aufkleber. Die Ideen werden offen ausgestellt und jeder Teilnehmer markiert mit dem Pin die von ihm favorisierte Idee. Auf diese Weise erhält man schnell einen Überblick, welche Ideen am meisten Potenzial haben.
Ist eine Entscheidung getroffen worden, sollten bereits erste Grundlagen für den Bau eines Prototyps geschaffen werden. So kann zum Beispiel ein Storyboard erstellt werden. Nebenbei sollte auch schon die Planung für die Interviews am letzten Tag angefangen werden.
Tag 4: Prototype oder den Lösungsansatz umsetzen
Am vierten Tag werden ein oder mehrere Prototypen erstellt. Welche Tools dafür hilfreich sein könnten, sollte schon vor dem Design Sprint bedacht werden, damit sie nun zur Verfügung stehen. Ist das Ziel des Design Sprints zum Beispiel eine App, könnten vorgefertigte Screens oder Mockups bereitliegen.
Neben dem Bau des Prototyps sollte auch der Interviewleitfaden für den nächsten Tag erarbeitet werden.
Tag 5: Test oder die Idee auf dem Prüfstand
Am letzten Tag des Design Sprints geht es nun darum, zu sehen, ob die Idee etwas taugt. Dazu werden mindestens fünf Einzelinterviews mit potenziellen Anwendern geführt, in denen sie die Prototypen testen.
Aus den Ergebnissen lässt sich nun entscheiden, ob die Idee vielversprechend ist und weiterentwickelt werden sollte, ob der Prototyp noch verbessert werden muss oder ob der ganze Ansatz besser nicht weiterverfolgt werden sollte.
Egal was das Problem ist, mit einem Design Sprint kannst du für alles eine Lösung finden, für das sich ein irgendwie gearteter Prototyp entwickeln lässt. Vom klassischen Web oder App Design bis hin zum Branding oder dem Entwickeln einer Vision ist alles möglich.
Die große Herausforderung beim Design Sprint besteht darin, ein Team zu finden, dass sich an allen fünf Tagen nur auf die Problemstellung fokussieren kann und das offen, experimentierfreudig und flexibel ist. Die unkonventionelle Herangehensweise passt nicht zu jedem. Darüber hinaus hängt viel von der Planung im Vorfeld des Design Sprints und von der Moderation währenddessen ab. Mehr zu den einzelnen Schritten des Design Sprints nach dem Modell von Google Venture findest du unter diesem Link.
Jetzt weißt du, wie ein Design Sprint funktioniert. Bevor du dich also in die nächste zeitaufwendige Entwicklungsphase wirfst, probiere doch einmal die kurze Variante und erzähl uns, welche Erfahrungen du damit gemacht hast. Hast du schon einmal an einem Design Sprint teilgenommen? Hinterlasse und doch einen Kommentar.