Der Weihnachtsmann – die größte Personal Brand aller Zeiten
Erinnerst du dich noch an den Weihnachtszauber als du ein Kind warst? Klirrend kalt malte der Winter Eisblumen an die Fenster. Warmes Kerzenlicht fing sich in weißem Schnee, der in zarten Flocken von Himmel fiel. Immer wieder hast du den Himmel abgesucht, immer wieder auf die Uhr geschaut. Wann kommt er endlich? Und dann … raschelt und klackert da nicht etwas? Sind das nicht leise Harfenklänge, zartes Geigenspiel, das in deine Ohren dringt? So schnell dich deine Füße tragen, rennst du in die gute Stube. Hell erleuchtet, glänzend steht da der Weihnachtsbaum. Tannenduft und Weihnachtslieder füllen den Raum und deine Augen werden größer und größer, als du unter dem Baum plötzlich die Geschenke entdeckst. Und doch hast du ihn wieder verpasst. Zwischen all dem Glänzen, dem Glitzern und den Geschenken fragst du dich für einen Moment, wie er wohl ist und woher er kam – der Weihnachtsmann.
Vielleicht stellst du dir diese Frage auch heute noch ab und zu. Wenn du vor dem geschmückten Weihnachtsbaum stehst und für einen Augenblick wieder das Kind siehst, das aus ganzem Herzen an den Weihnachtsmann geglaubt hat. Wie kann es sein, dass dieser alte Mann seit Ewigkeiten eine Personal Brand hat, die in der gleichen Liga spielt, wie Präsidenten, Pop Stars und der Dalai Lama? Der Clou an der Sache – es gibt ihn noch nicht mal. Dafür ist er ganz fest in den Köpfen der Menschen verankert.
Gehen wir der Sache auf den Grund. Woher kommt der Weihnachtsmann und warum ist er so bekannt geworden?
Wir reisen an einen Ort, den niemand kennt. Steig ein in die Kutsche. Hörst du das Knarren des Schnees unter den Tritten der Hufe, das leise Klingen der Glöckchen? Spürst du die feinen Nadelstiche eisiger Luft auf deiner Haut? Riechst du den Duft nach Winter und Wundern? Dann ist es nicht mehr weit.
Um uns herum lichtet sich der Wald. Die Äste der Tannen biegen sich unter dem Gewicht des Schnees schwer nach unten. Die Rentiere ziehen unseren Schlitten immer weiter. Über uns huschen Polarlichter über den sternenklaren Himmel und tauchen alles in ein magisches grünes Leuchten. Da taucht plötzlich ein warmes Licht vor uns auf. Gut verborgen zwischen Tannen und Schnee steht ein kleines Häuschen. Rauch steigt aus einem Kamin auf und eh wir uns versehen, sind wir aus dem Schlitten gesprungen und laufen auf das Häuschen zu. Eine Tür sehen wir nicht, doch durch ein großes Fenster fällt Licht nach draußen. Unser Atem taut die Eisblumen von der Scheibe und wir sehen in eine gemütliche Stube.
Der Weihnachtsmann erzählt seine Brand Story
Tief durchatmen, dachte sich der Weihnachtsmann, als er den letzten Brief auf den großen Stapel legte und mit einem leisen Seufzer aufstand. Erschöpft ging er um seinen Schreibtisch und stieß gegen die Briefe, die von einem magischen Wind erfasst durchs Zimmer glitten. So ein Mist aber auch, dachte er und bückte sich schwerfällig nach den ersten Umschlägen, als ihm eine kleine Hand einen Brief entgegenstreckte. »Danke sehr, Liddi.«, sagte er zu dem kleinen Wichtelkind, das bereits nach dem nächsten Brief griff. Auch die anderen Kinder wurden langsam wach. Dabei war der Weihnachtsmann doch froh gewesen, dass sie für einen Augenblick eingeschlafen waren. Oder zu mindestens hatte er das geglaubt. Eines der älteren Kinder schielte mit zusammengekniffenen Augen auf einen Umschlag. »An deeen Sinterklaas.«, las es stolz vor.
»Wer ist der Sinterklaas Opa Weihnachtsmann?«
»Und wer ist Santa Claus?«, fragte ein anderes Wichtelkind.
»Und warum musst du so viele Briefe schreiben Opa?«
Alle Augen schauten ihn nun erwartungsvoll an. Wieder seufzte der Weihnachtsmann und ließ sich in den großen Ohrensessel fallen, der vor dem Kamin stand. Das große Treffen aller Wintergabenbringer stand an und er hatte bestimmt besseres zu tun, als Wichtelkindern Geschichten zu erzählen. Aber der Frost sollte ihn holen, wenn er sich dafür keine Zeit nahm, schließlich war auch er nur eine Geschichte. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn und hob eines der Wichtelkinder auf den Schoß, das ihm einen der Briefe entgegenstreckte. »An den Nikolaus«, stand dort in seiner großen, geschnörkelten Schrift. Der Weihnachtsmann räusperte sich und begann mit tiefer Stimme zu erzählen:
»Ihr wollt wissen, wer Santa Claus ist?», fragte er. »Ihr wollt wissen, wer Sinterklaas ist? Dann könntet ihr auch gleich fragen wer ich bin!«, lachte der Weihnachtsmann. »Wollt ihr die Geschichte hören, woher der Weihnachtsmann kommt?« Alle Wichtelkinder nickten und rückten immer näher an den Ohrensessel.
Der Nikolaus
»Es war einmal vor langer Zeit. Die Winter waren lang und kalt und oft fehlte es am Nötigsten. Doch an einem Tag im Winter, am 6. Dezember, kam jedes Jahr ein guter Geist zu allen braven Kindern und brachte ihnen Äpfel, Nüsse und manchmal sogar Süßigkeiten. Dieser gute Geist hieß Nikolaus und er war die lebendige Erinnerung an den guten und barmherzigen Bischof St. Nikolaus, der vor vielen, vielen Jahre weiter im Süden gelebt hatte.
Aber der Nikolaus war nicht die einzige Erinnerung an diesen guten Mann. Auch in anderen Ländern erinnerte man sich an ihn und weil jede Erinnerung ein wenig anders war, waren es auch verschiedene gute Geister, jeder mit einem eigenen Namen, die am 6. Dezember zu den Kindern kamen. In dem was heute Deutschland ist, nannte man den guten Geist Nikolaus, in den Niederlanden Sinterklaas, in der Schweiz Samichlaus und in Franzreich Père Noël.
Doch nicht überall ging nur die gute Erinnerung des St. Nikolaus um. An manchen Orten hausten noch die alten Geister aus fast vergessener Zeit. Mit Klauen und Hörnern jagten sie den Winter und manchmal auch die bösen Kinder. Einer davon war der Pelznickel, ein anderer Knecht Ruprecht. Diese alten Geister kamen immer am 5. Dezember, doch in einem sehr dunklen Jahr hatte der Knecht Ruprecht die Zeit vergessen und als er mit seiner Rute loszog, da war es schon der nächste Abend. Und wie es kommen musste, traf er auf den guten Nikolaus. Da war was los sag ich euch! Sie stritten und zankten sich, aber am Ende wurden die beiden beste Freunde. Seit jedem Tag ist der Nikolaus nicht mehr alleine unterwegs, denn Knecht Ruprecht begleitet ihn.
Aber die Zeiten veränderten sich weiter und die Menschen begannen, über das Wasser zu segeln, auf zu neuen Ufern. Mit sich nahmen sie die Erinnerung an die guten Geister. Vor allem Sinterklaas muss sich zu dieser Zeit wie zerrissen gefühlt haben. In Amerika glaubte man auch an ihn und feierte sein Fest. Doch weil sich die Erinnerungen änderten, entstand dort ein neuer guter Geist. Das muss so in der Zeit gewesen sein, als auch ich zum ersten Mal das Licht dieser Welt sah.
Der Weihnachtsmann
Im Jahr 1770 war das. Damals schrieb man in einer Zeitung über mich. Es waren nur wenige Leute, die an mich glaubten, doch mit Jahr zu Jahr wurden es mehr und als Hoffmann von Fallersleben sechzig Jahre später den Text des Liedes »Morgen kommt der Weihnachtsmann« schrieb, wurde ich immer bekannter. Aber ihr hättet mich damals bestimmt nicht erkannt mit meinen süßen kleinen Spitzohren. Ich war ja noch ein ganz anderer Mann. Nicht so füllig wie heute und meine Kleidung sah auch mehr aus wie die des Nikolaus, der immer die rote Robe eines Bischofs trug. Nur war meine Kleidung mehr aus Fell und mein Blick war strenger, schließlich bin ich der Geist, der aus dem vermischten Glauben an den Nikolaus und Knecht Ruprecht entstanden ist.« Der Weihnachtsmann setzte ein ganz strenges Gesicht auf, das heute nicht mehr recht zu ihm passen wollte und schaute die Wichtelkinder durchdringend an.
Der Santa Claus
»Wenn ihr wissen wollt, warum ich heute so ein freundlicher dicker Mann bin, müssen wir noch einmal weit reisen. Über das große Meer, nach Amerika. Der gute Geist, den die Niederländer mitnahmen, bekam den Namen Santa Claus. Und eigentlich ähnelten wir beide uns von Beginn an. Auch Santa Claus sah ganz am Anfang noch aus wie ein strenger Bischof. Aber als 1821 ein Gedicht über ihn geschrieben wurde, da sah er schon viel weniger wie der Sinterklaas aus. Und weil wir Geister durch den Glauben und die Erinnerungen der Menschen entstehen, musste Santa Claus zwei Jahre später plötzlich feststellen, dass er immer öfter Rentiere in seiner Nähe sah. Auch ein Schlitten begann ihn zu verfolgen, doch das Schlimmste war dieses immer stärker werdende Verlangen, plötzlich in Kamine zu springen. Der Arme steckte in einer echten Sinnkrise, bis 1863 ein deutscher Auswanderer namens Thomas Nast begann, Bilder von Santa Claus zu malen. Fast schien es Santa Claus, als würde er mit jedem veröffentlichten Bild fröhlicher, dicker und bärtiger werden. Seine Kleidung wurde erst zum Pelz des Pelznickels. Als der davon erfuhr hat er ganz fürchterlich getobt! Aber dann wurde sein Pelzmantel immer weicher und flauschiger und immer roter - wie früher die Bischofsrobe gewesen war. Die Rentiere und der Schlitten wurden von unheimlichen Trugbildern zu seinen treuesten Begleitern und auch der Drang, in Kamine zu springen, wurde stärker. Wie sollte er auch Geschenke in verschlossenen Häusern verteilen, ohne durch einen Kamin zu springen?
Die Santa-Claus-Veränderung
»1931 war Santa Claus in Amerika schon richtig populär und auch hier bei uns war ich als Weihnachtsmann ziemlich bekannt geworden. Ein wenig ärgerte das den Nikolaus, doch eigentlich war er ganz froh, dass er nach der Christkind-Affäre während der Reformation endlich wieder seiner Aufgabe nachgehen konnte. Euch kleine Wichtel gab es damals auch noch nicht - ich machte meinen Job gut, aber alleine. Bis plötzlich das Abbild von Santa Claus überall zu sehen war. In Amerika hatte das Unternehmen Coca Cola nämlich begonnen, Santa Claus als Werbefigur zu benutzen. Er wurde noch bärtiger, noch rundlicher, noch gutmütiger und erscheint jetzt auch noch in Coca Cola-Rot.
Jetzt ging es mir plötzlich wie Santa Claus, nur das alles noch viel, viel schneller ging. Unerwartet hatten sich einige kluge Berater meiner angenommen und ich fing an mich zu verändern. Erst fand ich mich am Morgen plötzlich in anderer Kleidung wieder, dann schaute ich auf einen gigantischen Bauch. Und an meinem Verstand begann ich auch kräftig zu zweifeln, als ich erst überall Rentiere sah, mich dann ein riesiger roter Schlitten über den Haufen fuhr und ich mich auch noch aus dem Nichts heraus kopfüber in einen brennenden Kamin stürzte.
Zum Glück war der Spuck relativ schnell vorbei und ich fühlte mich in die neue Form ein. Und ich muss sagen…«, der Weihnachtsmann schaute zufrieden in seine Stube, »… es hätte mich durchaus schlechter treffen können! Ich bin ziemlich beliebt. Und weil ich so beliebt bin, brauche ich mir keine Sorgen über Shitstorms auf Social Media zu machen.«
Staunend schauten die Wichtelkinder zu einer alten Zeichnung empor, die an der Wand hing, und auf der sie nun den ganz jungen Weihnachtsmann erkannten, der mit mürrischer Miene auf sie herabschaute. »Ja«, dachten die Wichtel, »Es ist wohl wirklich besser so.«
Und der Weihnachtsmann dachte, er hätte seine Geschichte für diesen Abend erzählt. Unverhofft stolperte ein Wichtelmädchen auf ihn zu, starrte auf einen Brief, kniff konzentriert die Augen zusammen und fragte: »Aber Opa Weihnachtsmann, wer ist denn dann dieser Joolu … Joulupuuu … Joulupukki?« Und der Weihnachtsmann wusste, auch um diese Geschichte würde er nicht herum kommen.
Doch während der Weihnachtsmann noch an seinen guten Freund den Joulupukki aus Finnland dachte, den die Santa-Claus-Veränderung noch schlimmer überrascht hatte, als ihn, frischte draußen der Wind auf. Schneidende Kälte bringt uns zum Zittern und du spürst, wie der Augenblick plötzlich vorbei ist. Du blinzelst und Weihnachtsmann und Schnee und Wald sind verschwunden. Zurück bleibt nur die Erinnerung an einen magischen Moment, an Wunder und an den Weihnachtszauber.
Wir hoffen, dir hat unsere kleine Reise zum Weihnachtsmann gefallen. Schöne historische Bilder von Santa Claus findest du übriges in dieser Bilderstrecke. Kennst du noch mehr Beispiele dafür, dass Unternehmen alten Figuren neues Leben einhauchen, sie verändern und um die ganze Welt schicken? Hinterlasse uns einen Kommentar.